Befasst man sich ein wenig mit der kryptozoologischen Forschungsmethodik, stößt man recht schnell an einen Punkt, wo man anhand von vorliegenden Fotos Rückschlüsse auf ein mögliches verborgenes Tier ziehen muss. Dabei stellt sich die Frage, in wie weit man überhaupt einem Foto auf dessen Echtheit vertrauen kann. Und genau hier liegt eines der Kernprobleme der Kryptozoologie. Es gibt Abertausende von Fotos, die diverse Kryptiden zeigen – und bei jedem einzelnen muss man sich die Frage auf dessen Echtheit erneut stellen. Zuviele gestellte Fotos und Fakes sind im Umlauf, so dass man prinzipiell bei jedem Foto eine große Portion an Skepsis einbringen muss.
Dies besagt jedoch nicht, dass alle Fotos Fälschungen oder gestellte Aufnahmen sind, jedoch kann man aufgrund dieser Problematik kein einziges Foto als Beweis für die Existenz eines Kryptiden anführen, auch wenn die Aufnahme selbst noch so gut ist. Ein Foto kann, sofern man dessen Echtheit nicht anzweifelt, ausschließlich als Hinweis oder Indiz gelten, jedoch kann ein Foto nicht die Existenz eines Kryptiden beweisen.
Mit Einführung der Digitalfotografie hat sich diese Problematik sogar noch verschärft. Zwar ist die Digitalfotografie ein geeignetes Mittel um relativ hochwertiges Bildmaterial mit sehr hohen Auflösungen in großer Anzahl zu erstellen, da die Speichermedien eine große Anzahl an Fotos in Folge aufnehmen können, allerdings sind Digitalfotografien als Datei von jedem Laien ohne größere Probleme mit einem Bildbearbeitungsprogramm zu bearbeiten. Eine Nachverfolgung einer guten Bearbeitung ist sehr schwer bis überhaupt nicht nachweisbar, wenn man nicht das Ursprungsbild zur Verfügung hat. Somit sind Digitalfotos als anerkannter Beweis ohnehin untauglich und können wie gesagt nur als Indiz oder Hinweis herangezogen werden.
Optimal sind Sofortbildkameras, da die Fotos direkt entwickelt sind und eine nachträgliche Bearbeitung so gut wie unmöglich ist. Aber auch diese Fotos sind keine unanzweifelbare Beweise, da die Szene dennoch gestellt sein kann.
Ebenfalls glaubwürdiger als Digitalbilder sind Fotos mit der bisherigen Fototechnik, also Aufnahmen auf einem Filmstreifen oder Diafilm. Zwar sind diese Fotos auch bearbeitbar, wenn auch mit erheblichem Aufwand gegenüber Digitalbildern, dennoch bieten diese einen unschätzbaren Vorteil der Überprüfbarkeit, nämlich das Negativ. So ist ein Foto, dessen Negativ man zudem noch besitzt, in der Bewertung höher anzusetzen als ein Foto ohne Negativ, und wesentlich höher als ein Digitalfoto.
Leider sind heute die Sofortbildkameras so gut wie gar nicht mehr erhältlich, dennoch sollte man versuchen für wichtige Aufnahmen eine mit sich zu führen. Auch empfiehlt es sich, neben der heute gebräuchlichen Digitalkamera oder gar einer Handykamera, immer eine Kamera mit einem Kleinbildfilm mit sich zu führen, um eventuell wichtige Bilder nochmals mit einem Negativ belegen zu können – sofern sich die Gelegenheit ergibt.
Quelle: Michael Schneider, Auf der Spur des Unbekannten, 1999/2009