Werte Leserinnen und Leser,
ein Thema, das immer wieder zu Anfragen führt, ist die Frage, ab wann ein Buch als Erfolg gilt. Ab und an kommen dazu auch einige Fragen von Autoren, wie der Erfolg eines Buches gemessen wird. Hierbei kommt es dann hin und wieder zu Diskussionen mit Autoren, die bereits Erfahrungen als Selfpublisher mit eBooks oder Books on Demand gemacht haben.
Viele gehen einfach davon aus, das ein Manuskript eingereicht wird, dies wird für gut befunden und dann veröffentlicht, worauf dann Geld in Massen in die Kasse gespült wird. So zumindest der Eindruck, den einige Menschen vom Verlagswesen haben.
Grundsätzlich bedeutet das Veröffentlichen eines Printbuchs für den Verlag erst einmal ein gewisses Risiko. Auch reine eBooks verursachen einen Kostenfaktor, der jedoch vom Risiko her natürlich nicht so sehr ins Gewicht fällt.
Wenn ein Manuskript eingereicht wird, muss dieses erst einmal gesichtet werden, und bereits hier fallen Kosten für die benötigte Arbeitszeit an, die es dauert ein Manuskript zu sichten. Wird es dann für ansprechend befunden, kommt es in die engere Auswahl und wird noch einmal ausführlicher angegangen. Nun folgt eine Marktanalyse auf die Erfolgschancen (ähnliche Werke am Markt, Inhaltsvergleich, usw.) und Überprüfung auf mögliche rechtliche Schwierigkeiten. Bis hierhin hat ein normales Werk (egal ob Print oder eBook) bereits etliches an Kosten verursacht – dabei steht zu diesem Zeitpunkt nicht einmal fest, ob das Werk überhaupt übernommen wird, da es viele Kriterien zu beachten gilt. Ist das eingeschätzte kommerzielle Risiko zu hoch, müssen wir eine Veröffentlichung ablehnen. Die bis hierhin angefallenen Kosten sind verlorenes Kapital.
Übernehmen wir und es kommt zum Vertragsschluss, kommen erst die richtigen Kostenfaktoren hinzu. Das Manuskript muss nun überarbeitet werden, das etliche Arbeitsstunden an Aufwand erfordert, was alleine mehrere hundert Euro an Arbeitszeit veranschlagt. Anschließend muss das Manuskript nochmals zum Korrekturleser, was je nach Umfang und Fachgebiet nochmals mehrere hundert bis über eintausend Euro veranschlagt. Wie wir in der Vergangenheit selbst erleben mussten, darf man an diesem Ende nicht einsparen.
Anschließend kommt das Layout und der Satz. Ebenfalls arbeitsaufwändige Schritte. Das Cover muss gestaltet werden, entsprechend dem Corporate Design des Verlags und der inhaltlichen Vorgabe, was von einem zusätzlichen Grafiker im Auftrag ausgeführt wird. Von Zusatzkosten, z.B. zum Erstellen zusätzlicher Illustrationen oder Bildmaterial ganz zu schweigen.
Alleine bis hierhin hat ein standardmäßiges Manuskript zwischen eintausend und dreitausend Euro verschlungen. Wird es ein reines eBook, was wir aus Erfahrungen nicht anbieten, sondern nur in Kombination mit dem Print, wäre hier erst einmal ein Fixpunkt erreicht. Die eBook-Masterdateien werden an die Vertragshändler verteilt und diese übernehmen ab hier den Vertrieb.
Für den Print kommt jetzt die entscheidende Frage, in welcher Form und Auflagenhöhe wird produziert. Faktisch ist, je höher die Grundauflage, desto geringer der Produktionspreis. Hiervon hängt hinterher auch der Endkundenpreis entscheidend ab. Dies erfordert nun die Einschätzung aus der vorangehenden Marktanalyse. Im Taschenbuchbereich lohnt z.B. ein Print von 100 Exemplaren überhaupt nicht, da der Endkunde hier selten gewillt ist hohe Preise zu zahlen. Sagt die Analyse möglichen Erfolg voraus, liegt die Auflagenhöhe für die Grundauflage zwischen 500 und 1000 Exemplaren, um hier vernünftig mit den Exemplarpreisen agieren zu können. Im Hardcoverbereich (gebundene Ausgabe) hingegen rechnen sich bereits kleinere Auflagen ab 50 Exemplare, da die Endkunden hier auch bereit sind entsprechend für die Leistung zu zahlen. Nur im Heftbereich können wir vorab höhere Auflagenzahlen einberechnen, da wir hier anhand der Vorgänger die Nachfrage in gewissem Rahmen nachvollziehen können. Schade ist, dass wir als kleines Unternehmen nicht solch hohe Auflagenzahlen erreichen wie große Verlagshäuser, die am Ende ein dickes Taschenbuch für 6,99 Euro anbieten können, da diese über eine entsprechende Infrastruktur verfügen.
Die Auflagenhöhe ist einer der gewichtigsten Faktoren, besonders im Zusammenhang mit dem Endkundenpreis. Im Schnitt kostet die Produktion mit Vorbereitung eines Titels 4200 Euro. Der erzielbare Erlös muss also diese Faktoren decken. Dies ist natürlich je nach Umfang und Ausstattung mehr oder auch weniger, aber darauf basiert am Ende der Endkundenpreis, der ebenfalls gewisse Kriterien erfüllen muss. Der Titel darf nicht zu hochpreisig sein (Ausnahmen sind Sonderausgaben), damit die Kunden nicht zur Konkurrenz greifen. Aber auch nicht zu niedrig, um eventuelle Zusatzkosten aufzufangen und einen gewissen Prozentsatz an Gewinn zu erzielen, nachdem die Produktionskosten, Handelsrabatte, Steuern und Logistikkosten abgedeckt sind.
Prinzipiell muss ein gewisser Prozentsatz der Auflage verkauft werden, um die Grundkosten abzudecken und in den Gewinnbereich für den Verlag zu gelangen. Glücklicherweise können heute eBooks im Verbund mit dem Print bei Erfolg einen Teil der Kosten abfedern und somit die Mindestverkaufszahl des Prints verringern, aber gerade der eBookmarkt ist von Selfpublishern mit Minimalpreisen überschwemmt, die wir nicht halten können.
Hinzu kommen nun auch noch die Kosten für Marketingmaßnahmen. Jedes verteilte Leseexemplar zu Rezensionszwecken kostet Geld, der Zeitaufwand zum Teilen von Presseinformationen und in diversen Netzwerken ist zu beachten, hinzu kommen weitere Kosten für Werbeartikel oder sonstige Projekte.
Ein Problem hierbei ist, dass wir nur ein kleines Medienunternehmen sind und keine großen Werbebudgets zur Verfügung haben. Große Anzeigenkampagnen scheiden aus, da wir hier nicht mit den Budgets von Verlagsgruppen mithalten können. Das Werbebudget darf die errechneten Gewinne aus der Auflage nicht übersteigen.
Damit kommen wir wieder zurück zur eigentlichen Fragestellung. Ein Buch ist immer dann ein Erfolg, wenn die Grundkosten gedeckt sind. Etwa zehn Prozent der Titel schafft dies innerhalb kurzer Zeit. Andere Titel benötigen hierzu Monate und teilweise Jahre, und ein Anteil von etwa 25% erreicht diese Marke nie und ist ein Verlustgeschäft. Diese Verluste müssen im Gesamtkontext durch die positiven Gewinne ausgeglichen werden. Aber als Verlag sind wir mit dem Titel eben auch ein Risiko eingegangen.
Mit etwas Glück wird ein Buch ein voller Erfolg, was vor allem auch den Autoren zu Gute kommt. Bleibt ein Titel auf der Strecke, trägt alleine der Verlag das Risiko, auch wenn sich manche Autoren über geringe Einnahmen ärgern und lieber als Selfpublisher auftreten möchten. Die Frage ist, ob diese dann faktisch mehr verkaufen, wenn diese das Risiko selbst tragen und eigene Zeit einbeziehen müssen.
Wirklich erfolgreich wird ein Titel ab dem Punkt einer Auflagenerhöhung nach Abverkauf der Grundauflage. Ein Großteil der Grundkosten sind dann bereits abgetragen, was die Gewinnspanne deutlich erhöht.