Obwohl immer wieder Beispiele von menschenähnlicher Intelligenz bei Tieren bekannt werden, steht der überwiegende Teil der Wissenschaft derartigen Berichten skeptisch gegenüber. Nach gängiger Lehrmeinung lassen sich für solche Demonstrationen tierischer Intelligenz in den meisten Fällen andere Erklärungen finden. Ein Beispiel hierfür ist der Fall vom Schlauen Hans, dem sogenannten Wunderpferd von Berlin, der im Jahr 1904 wegen seiner fast menschlich wirkenden Intelligenz berühmt war.
Wenn sein Besitzer, der Mathematiker Wilhelm von Osten, eine einfache Rechenaufgabe an eine Tafel schrieb, stampfte Hans mit seinem Huf die Lösung. Auf die Frage 5+4=? antwortete Hans mit neunmaligem Stampfen mit dem Huf. Mit einem Code, bei dem Zahlen durch Buchstaben ersetzt waren, konnte Hans auch einfache Wörter buchstabieren. Wilhelm von Osten war ungemein stolz auf sein Pferd und lud häufig Wissenschaftler auf seinen Bauernhof ein, um diesen die Intelligenz seines Pferdes zu demonstrieren.
Eines Tages fiel zwei Professoren der Berliner Universität auf, dass Hans nur Fragen beantworten konnte, wenn sein Herr in Sichtweite stand. Durch Beobachtung der Körpersprache des Mathematikers fanden die Professoren des Rätsels Lösung. Sobald Hans mit seinem Huf stampfte, wurde von Osten so nervös, dass er sogar die Luft anhielt. Hatte sein Pferd dann die richtige Zahl erreicht, ließ Wilhelm von Osten kaum sichtbare Zeichen der Entspannung erkennen und seine Atmung normalisierte sich wieder.
Unglaublich, aber wahr: Das Pferd hatte von sich aus gelernt, so oft auf den Boden zu stampfen, bis sein Herr erleichtert aufatmete. Obwohl von Osten sich kaum bewegte, gab er dennoch Hans unbewusst zu verstehen, dass es nun an der Zeit sei, mit dem Stampfen aufzuhören. Auf diese Art und Weise hatte sich das Pferd mit seinem Herrn zu einem guten Team eingespielt.
Hans war auf jeden Fall so intelligent, dass dieser bewusst die Körpersprache eines Menschen deuten und entsprechend agieren konnte. Dies geht über die normale tierische Intelligenz von Pferden hinaus. So stellt sich vielmehr die Frage, ob theoretisch in jedem Pferd diese Gabe steckt, oder nur sehr wenige Individuen unter den Pferden dazu in der Lage sind.