Die Karibikinsel Barbados ist vor allem für seine schönen Strände, das blaue Meer und seinen heißen karibischen Karneval in St. Michael bekannt, die Touristen auf die Insel locken. Aber hinter dieser Fassade birgt die Insel auch eine dunkle Seite, die einige verborgene und teilweise erschreckende Ereignisse verbirgt. Eines dieser dunklen Geheimnisse sind die wandernden Särge von Barbados, einem bis heute ungelösten Spukphänomen, das sich in der Familiengruft der Familie Chase ereignete.
Die Gruft ist nach der Familie Chase benannt, die sie 1807 errichten ließ und wurde unterhalb der Bucht von Oistin in den Kalkfelsen einer Landzunge gebaut, als Grabstätte auf dem Friedhof der Christ Church Parish Church auf dem südlichen Teil der Insel.
In den Jahren von 1812 bis 1820 geschahen in dieser Gruft seltsame und erschreckende Ereignisse, die ehemals für erhebliches Aufsehen und Gerüchte sorgten. Während dieses Zeitraums musste die Gruft wegen sechs Todesfällen innerhalb der Familie mehrmals geöffnet werden, um die Verstorbenen zu bestatten. Doch zum Schock aller Angehörigen und aller, die an den Bestattungen teilnahmen, entdeckte man unglaubliche Vorgänge in der Gruft. Allem Anschein nach hatten sich die schweren Bleisarkophage selbständig gemacht. Sie waren nicht an ihrem ursprünglichen Platz, sondern befanden sich an anderen Orten der relativ großen Gruft verstreut wieder. Einige Sarkophage waren umgeworfen und leicht geöffnet und selbst die schweren Bodenplatten waren verschoben. Anfänglich hielt man diese Verwüstung für eine Art der Grabschändung. Man mutmaßte sogar, dass Voodoo-Rituale innerhalb der Gruft abgehalten wurden. Doch wer war dazu in der Lage, in die verschlossene Gruft einzudringen, ohne das Schloss zu beschädigen, und die schweren Bleisärge zu bewegen?
Hatte es jemand darauf abgesehen der Familie Chase noch größeres Leid anzutun, schlimmer als der Verlust der Familienangehörigen selbst? Doch wer käme als Täter in Frage? Jener Täter müsste zudem erstaunliche Stärke besessen haben, um die schweren Sarkophage und die noch schwereren Bodenplatten aus Stein von ihren angestammten Plätzen zu entfernen und quer durch die Gruft zu schleifen.
Es ging das Gerücht um, dass ein böser Geist in der Familiengruft sein Unwesen treiben soll. Viscount Lord Combermere, der damalige Gouverneur der Insel Barbados, ließ nach der Bestattung von Thomasina Clarke am 17. Juli 1819 den Boden im Grabgewölbe wieder in Ordnung bringen, sowie die Särge an die ursprünglichen Plätze stellen. Daraufhin bedeckte man den Fußboden mit Sand und versiegelte das Gewölbe. Durch diese Maßnahme wollte er herausfinden, wer der Verantwortliche an dieser Grabschändung war.
Nach neun Monaten, am 28. April des Jahres 1820, begab sich der Gouverneur mit seinem Sohn, seinem Sekretär, dem Geistlichen Thomas Orderson und einer Menge an Schaulustigen auf den Friedhof. Dort wurden die intakten Siegel gebrochen und das Grabgewölbe geöffnet. Wieder fand man in der Gruft Chaos, die Särge lagen wie bei den letzten Öffnungen an einem ganz anderen Ort, so als hätte jemand oder etwas sie einfach herumgeschoben. Ein Sarg, für den man acht starke Männer benötigte, um ihn zu heben, befand sich senkrecht aufgestellt in einer Ecke. Gespannt untersuchte man den mit Sand überdeckten Boden nach Spuren. Der Sandbelag des Bodens wies jedoch keinerlei verdächtige Spuren auf, weder Schleifspuren der schweren Sarkophage, noch Fußspuren von vermuteten Tätern.
Doch wer oder was bewegte die Särge und die Bodenplatten, ohne Spuren im Sandbelag zu hinterlassen? Man fand auf diese Fragen keine Antworten. War dies das Werk eines Spuks, der auf diese Art und Weise eine Botschaft an die Lebenden übermitteln wollte? Oder weigerten sich die Toten selbst, an diesem Ort begraben zu sein und veränderten deshalb die Position ihrer Särge? War der Täter ein Poltergeist, der wie ein Fluch auf der Familie lastete?
Eine weitere Theorie sieht darin eher eine natürliche Ursache, so dass die schweren Särge durch Bodenbewegungen und Erdbeben bewegt wurden. Allerdings müssten in unmittelbarer Nähe befindliche Grabstätten und Grüfte in einem solchen Fall ähnliche Phänomene aufweisen, was jedoch nicht bestätigt werden konnte.
So bleiben die aufgezeichneten Vorgänge von damals ein bis heute ungelöstes Rätsel.
Quellen
- Nadine Schneider, Spuk in der Chase-Gruft, Der einsame Schütze, 2001
- Barbados.org
- Wikipedia