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- Dieses Thema hat 2 Antworten sowie 3 Teilnehmer und wurde zuletzt vor 13.05.2016 um 22:49 von Michael Schneider aktualisiert.
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13. Mai 2016 um 12:02 Uhr #3566
Während meiner Studien über menschliche Anomalien bin ich mehrfach über Geschichten von Kindern gestolpert, welche quasi aus dem Nichts auftauchen. Soweit nichts ungewöhnliches, wenn da nicht bei vielen Geschichten eine seltsame grüne Färbung der Haut oder der Haare beschrieben wird.
Besonders in Asien gibt es viele Berichte und Geschichten von verwilderten Kindern, welche mit grünen Haaren gefunden wurden, bzw. diese irgendwann in der Nähe von Dörfern auftauchten. Dabei interessierte mich vor allem der Aspekt der grünen Haare, da mir dieses Phänomen von Tieren bereits bekannt war.
Im Herbst 1995 wurde auf einem Heuboden in Dybvad im Nordwesten von Dänemark ein zwei Monate altes Kätzchen gefunden. Als man es näher betrachtete war man sehr überrascht – das Fell und die Krallen des Tieres waren leuchtend grün. Alle Versuche diese seltsame Färbung abzuwaschen schlugen fehl. Tierärzte, die das Kätzchen untersuchten, und Forscher der Universitätsklinik von Kopenhagen, die Proben des Fells prüften, meinten, dass das Tier bereits grün geboren wurde, da die Kupferschicht von der Haarwurzel bis zur Spitze reichte. Die Färbung des Tieres entstand, da das Kätzchen oder seine Mutter, während sie trächtig war, mit kupferkontaminiertem Wasser in Berührung gekommen ist.
Einige Jahre zuvor entdeckte man in einer südschwedischen Stadt, das korrodierende Kupferrohre dafür verantwortlich waren, dass die Haare mehrerer blonder Frauen grün wurden!
Betrachtet man nun die Erzählungen über grüne Kinder, lassen sich diese Fälle recht einfach erklären, ohne das man auf Naturgeister oder Außerirdische als Erklärung zurückgreifen muss.
Ortsschild von Woolpit mit den grünen KindernDer wohl bekannteste Fall von grünen Kindern jedoch stammt aus dem Mittelalter und fand in England statt. Die erstaunliche Geschichte der grünen Kinder von Woolpit wurde erstmals von zwei englischen Chronisten des Mittelalters aufgezeichnet – von Ralph, dem Abt von Cogges-hall und William von Newburgh. Eines Tages, zur Zeit König Stephens (1135 –1154 n. Chr.), wurden zwei verlassene, verzweifelt weinende Kinder in den großen Fallen gefunden, die man im Ort Woolpit, in Suffolk, angelegt hatte, um Wölfe zu fangen. Die Aufregung, die sie verursachten, lag an ihrem Aussehen – ihre Kleider, Augen und vor allem ihre Haut waren grün! Sie wurden beim dort ansässigen Grundbesitzer Richard de Calne untergebracht und weigerten sich noch eine geraume Zeit etwas anderes als grüne Bohnen zu essen. Das jüngere der beiden Kinder, ein Junge, starb ein Jahr später, doch das andere Kind, ein Mädchen, wuchs auf und verbrachte sein restliches Leben in diesem Gebiet.
Langsam verschwand der Grünstich ihrer Haut, und als sie erwachsen war, heiratete sie einen Mann aus King’s Lynn in Norfolk. Sie lernte auch Englisch und konnte schließlich den Menschen erzählen, dass sie und der Junge aus einem Staat namens Martinsland gekommen waren, in dem es keine Sonne gab und ständig Dämmerung herrschte. Sie waren ihrem Stamm gefolgt, als sie einen unterirdischen Tunnel betraten und auf der anderen Seite im hellen Sonnenlicht von Woolpit wieder herauskamen.
Es gab viele Versuche diese seltsame Geschichte zu erklären. Einige Forscher haben sie einfach als nettes Märchen abgetan, da die Kinder grüne Haut (die Farbe der Elfen) hatten und nur grüne Bohnen aßen (laut der keltischen Mythologie die Speise der Toten). Andere suchten eine Verbindung zu Englands traditionellem Grünen Mann oder Jack-in-the-Green – einem blätterbedeckten, übernatürlichen Wesen, das Fruchtbarkeit und den Frühlingsbeginn symbolisiert. Es wurde auch vermutet, dass die Kinder aus einer mysteriösen Welt stammten, die unter der Erdoberfläche besteht und in der es keine Sonne gibt, oder aus einer parallelen Dimension, aus der sie zufällig in unsere kamen.
In unserer Zeit kam noch eine bedeutend nüchternere Erklärung hinzu. In den 1980er Jahren besuchte der Forscher Paul Harris Woolpit und erfuhr, dass die Bewohner annehmen, die Geschichte gehe auf eine Legende von einem Grafen zurück, der im Mittelalter in Norfolk herrschte und der Vormund von zwei kleinen Kindern war. Er versuchte ohne Erfolg die Kinder mit Arsen zu vergiften und setzte sie schließlich im Wayland Wood im Gebiet des Thetford Forest an der Grenze zwischen Norfolk und Suffolk aus. Hier würden sie sicher sterben, und er könnte das Anwesen übernehmen, das sie bei Erreichen der Volljährigkeit erhalten sollten. Laut den Bewohnern von Woolpit wurden daraus wahrscheinlich die grünen Kinder, die man später krank und verwirrt, jedoch lebend fand. Das Erstaunliche bei dieser Erklärung ist, dass die Haut durch Arsenvergiftung grün werden kann. Das selbe Phänomen kann auch bei Blutarmut auftreten, die durch Unterernährung entsteht, woran die Kinder wahrscheinlich litten. Dies würde auch erklären, warum die Haut des Mädchens normale Färbung annahm, sobald sie ordentlich ernährt wurde.
Harris glaubt, dass es auch für den Rest der Geschichte eine vernünftige Erklärung gibt. Es gibt einige Kilometer nordwestlich von Woolpit einen Ort namens Fornham St. Martin, was die Herkunft von „Martinsland“ erklären könnte. Im weiter nördlich gelegenen Thetford Forest, der extrem dunkel ist, befinden sich auch viele neolithische Feuersteinminen mit Gängen. Vielleicht gingen die beiden Kinder durch eine, die nach Woolpit führte.
Weitergehend reisten die Menschen im 12. Jahrhundert nicht weit, so dass ihnen der Dialekt der Kinder, die aus einem anderen Ort kamen, wirklich seltsam vorgekommen sein mag.
Die Geschichte der grünen Kinder von Woolpit nimmt noch eine letzte, überraschende Wendung. Aus Spanien gibt es eine beinahe identische Erzählung, die im August 1887 im katalanischen Ort Banjos spielt. Tatsächlich ist der einzige Unterschied zwischen den beiden Geschichten, abgesehen vom Ort und der Zeit, die Tatsache, dass in der spanischen Version auch das Mädchen nach ungefähr fünf Jahren stirbt. Auch über ihre Vorliebe für Bohnen wird erzählt, und zu allem Überfluss heißt der Adelige, der sie nach ihrer Entdeckung bei sich aufnimmt, Senior Ricardo da Calno – Sir Richard de Calne nicht gerade unähnlich!
Diese Geschichte wurde ohne Zweifel in einigen Büchern aufgenommen; in The Monster Trap and Other True Mysteries wiederholt Peter Haining die Behauptung von John Macklin, dass die Dokumente und Aussagen der Menschen, die die grünen Kinder sahen und für sie sorgten, noch existieren. 1986 enthüllte Frank Preston jedoch, dass er ans British Council in Barcelona geschrieben hatte, um Informationen über die Geschichte zu erhalten, doch konnte das Institut keinerlei Hinweise finden, obwohl es für ihn intensive Nachforschungen anstellte und sogar spanische Bibliotheken, Museen und Rathausarchive kontaktierte. Auch in den Zeitungen vom August 1887 gab es keine Spur der Geschichte. Das überrascht nicht, denn der Ort Banjos existiert nicht. Er wurde genauso erfunden wie die Geschichte der grünen Kinder. Der Verfasser ließ sich zweifellos von der Geschichte von Woolpit inspirieren und wollte eine modernere Version schaffen.
Autor: Sabine Ammer / Kryptozoologie.net
Quelle: Karl P.N. Shuker, Weltatlas der rätselhaften Phänomene
13. Mai 2016 um 19:38 Uhr #3579Erstaunlich – ausgerechnet grün – wo diese Farbe doch des Chlorophylls wegen den Pflanzen zugeordnet wird- könnte es diesbezüglich nicht auch Erklärungsansätze geben?
13. Mai 2016 um 22:49 Uhr #3581Chlorophyll wird während der Photosynthese von Pflanzen und Cyanobakterien gebildet, wäre natürlich eine weitere Möglichkeit, z.B. durch Ablagerungen von Chlorophyll in den Zellen, aber eher unwahrscheinlich. Die Beschreibung passt ganz klassisch auf einen pharmakologischen Effekt, z.B. durch eine Vergiftung oder Anlagerung anderer Substanzen, wie etwa Kupfer. Dies sind allesamt belegte Effekte, die hier eine mögliche Erklärung (da eine Untersuchung der Körper nicht mehr möglich ist) bieten. Dies wäre eben kein Einzelfall, auch wenn die Geschichte der grünen Kinder recht populär ist.
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