Seit Anbeginn der Menschheit versuchte der Mensch mit diversen Hilfsmitteln in Kontakt mit Geistern oder verstorbenen Ahnen zu gelangen. Hierbei ist der Grundgedanke der Kontaktaufnahme bis heute kaum verändert. Bereits im alten China, etwa um 600 vor Christus, verwendete man hierzu einen Zeichensatz, sowie ein Holzstück, das als Zeiger und Bote der Geister diente. Eine Gruppe von Personen fand sich zusammen um die Geister zu beschwören und um diese befragen zu können. Auch aus dem antiken Griechenland ist diese Methode der Kontaktaufnahme bekannt, wo sie bereits um 500 vor Christus erwähnt wird. Diese Art der Kontaktaufnahme blieb über Jahrtausende beinahe unverändert.
Im europäischen Mittelalter wurde diese Art des Spiritismus durch die katholische Kirche geächtet und der schwarzen Magie zugeschrieben. Wer sich der Geisteranrufung bekannte, wurde gnadenlos durch die Inquisition der Kirche verfolgt und zumeist als Satansjünger, Hexe, Magier oder Ketzer hingerichtet oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Moderner Spiritismus
Nach dem Ende der Inquisition wandten sich viele Menschen wieder dem Spiritismus zu und versammelten sich zu Seancen, um in Kontakt mit der Geisterwelt zu gelangen. Im 18. Jahrhundert erlebte diese Form des Spiritismus besonders in Frankreich und England einen wahren Aufschwung, der zur Gründung vieler spiritistischer Gruppen führte. Auch im Adel Europas war diese Form des Spiritismus sehr beliebt und wurde selbst an den Königshöfen zelebriert.
Mitte des 19. Jahrhunderts kam hier ein technisches Hilfsmittel hinzu, welches das Anrufen der Geister erleichtern sollte – die Planchette. Hierbei handelt es sich um ein herzförmiges Holzstück, das zum leichteren Gleiten auf Füßen steht, die oft mit Filz oder anderen Stoffen unterlegt sind. Die Teilnehmer einer Seance legten hierzu jeweils einen Finger auf die Planchette und riefen die Geister an. Bei einer erfolgreichen Anrufung schob der angerufene Geist die Holzscheibe über die auf dem Boden oder einen Tisch geschriebenen Buchstaben und Zahlen und bildete so ganze Wörter und Sätze. Die Erfindung dieses Hilfsmittels wird dem französischen Spiritisten Planchette zugeschrieben, dessen Namen dieses Hilfsmittel erhielt. Nach einer Erzählung soll der eigentliche Erfinder allerdings ein Milchmädchen aus Deutschland gewesen sein.
Das Hexenbrett
Im Jahr 1892 erfand der Amerikaner Elijah J. Bond ein Spielbrett, das er unter dem Namen Oui-Ja-Board vertrieb. Dieses Spielbrett sollte es auf spielerische Art ermöglichen mit Geistern in Kontakt zu treten. Zu jener Zeit waren auch in Amerika massenweise spiritistische Gruppen entstanden und das Interesse der Öffentlichkeit war entsprechend groß, so dass sich dieses Spielbrett relativ schnell weit verbreitete. Der Name Oui-Ja setzt sich aus zwei Wörtern zusammen – dem französischen Oui und dem deutschen Ja. Dieses Brett wurde auch unter der Bezeichnung Hexenbrett oder Witchboard bekannt.
Um die Jahrhundertwende zum Zwanzigsten Jahrhundert war dieses Spielbrett in Amerika, Europa und Rußland sehr weit verbreitet und beliebt. Ziel dieses Spiels ist es, dass ein oder mehrere Personen einen Finger auf den Zeiger, meist eine Planchette, legen und somit durch Konzentration Kontakt mit den Geistern erlangen. Nachdem der Geist erschienen ist stellt man diesem Fragen, die der Geist beantworten soll.
Die Blütezeit erlebte das Oui-Ja-Board während der schweren Tage des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918, als viele Familien den Tod ihrer Söhne oder Väter zu betrauern hatten. Das Oui-Ja gab vielen wieder Hoffnung, konnte man doch nochmals für kurze Zeit Kontakt mit den Gefallenen des Krieges aufnehmen. Auffällig ist jedoch auch hier schon zu erkennen, dass gerade in Notzeiten viele Menschen an das Spiritistische glauben und die Nachfrage nach dem Oui-Ja-Brett enorm steigt. So ist es auch nicht verwunderlich, das auch während des Zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945 eine besonders hohe Nachfrage danach bestand.
Ein einfaches Spiel?
Es sei erwähnt, dass dieses Brett auch Gefahren birgt. Neben dem einfachen Gespräch mit den Geistern oder den Seelen Verstorbener birgt es durch unsachgemäße Anwendung eine ganze Reihe an gefährlichem Potential. Viele Kritiker befürchten, dass durch die Anwendung des Brettes das unterbewußte Wissen und die intimsten Wünsche preisgegeben werden können. Andere fürchten als Folge der Benutzung des Brettes die Besessenheit durch einen Geist. Das gefragte Medium Edgar Cayce bezeichnete das Brett selbst als gefährliches Spiel und warnte immer wieder vor der Anwendung durch Laien. So können auch falsche Fragen und damit verbundene Antworten zu einer Katastrophe führen. Es gibt Beispiele von Menschen, die das Brett anwandten und einen der anwesenden Geister nach dem Tag ihres Todes befragten. Nachdem sie eine erschreckende Antwort erhielten, wählten sie den Freitod vor dem angegebenen Datum, um nicht auf eine schreckliche Art und Weise sterben zu müssen.
Befürworter des Brettes hingegen sehen darin keinerlei Gefahren. Es könne als völlig harmloses Spiel genutzt werden, etwa um Verlorenes wiederzufinden, Einblick in die Geisterwelt zu erhalten oder auch zum intuitiven Schreiben, bei dem der Spieler Botschaften aufzeichnet, die ihm von Geistern diktiert werden.
Viele Anhänger des Brettes sehen das Ganze auch als Einsteigertraining, um sich seiner medialen Fähigkeiten bewußt zu werden und diese auszubilden. 1963 benutzte die Autorin Jane Roberts ein Oui-Ja-Brett, um mit SETH zu kommunizieren. Dieser Beschrieb sich auf dem Brett als Persönlichkeitsenergie als solche. Ihre medialen Fähigkeiten wurden ihr daraufhin erstmals bewußt, als sie zum Schreiben eines Gedichts in Trance verfiel. Nach einiger Zeit benötigte sie das Brett nicht länger, da SETH zu ihr sprach, sobald sie in Trance verfiel.
Jenseitskontakt oder unterbewusste Handlung?
Ob der Zeiger auf dem Brett nun durch unterbewußte Handlungen und Zuckungen der Muskeln bewegt oder tatsächlich von Geisterhand geführt wird, ist bislang noch ein ungeklärtes Phänomen. Viele Kritiker sprechen von einer spontanen Muskelbewegung, die den Zeiger in Bewegung versetzt und somit Botschaften aus dem Unterbewußtsein niederschreibt. Befürworter der Geisterthese bringen jedoch Beweise vor, wobei während einer solchen Sitzung mit dem Brett sogar Geister Gestalt im Raum annahmen, die Temperatur schlagartig im Raum abfiel, Kaminfeuer verlöschte, Menschen von Geistern in Besitz genommen wurden, Gegenstände plötzlich von Tischen und Regalen springen oder gar schwere Gegenstände durch die Luft fliegen. Manche Kritiker bringen hier wiederum die Theorie vor, dass dies durch unbewußte Psychokinese der Teilnehmer ausgelöst wird. Doch hinter all jenem und unzähligen Berichten von Augenzeugen schwebt auch weiterhin ein ungelöster Schleier, der eine Erklärung für das Wirken des Oui-Ja-Brettes verbirgt.
Eine der weitaus unterschätzten Gefahren des Brettes sind die gerufenen Geister selbst. So sind nicht alle erscheinenden Geister gut und freundlich. Oftmals erscheinen bösartige Geister, die wilde Beschimpfungen aussprechen und sich in seltenen Fällen nicht mehr vertreiben lassen. So soll es mehrfach geschehen sein, dass bösartige herbeigerufene Geister sich als wahre Poltergeister erwiesen und bestimmte Personen oder Fragesteller über Jahre hinaus tyrannisierten. Oftmals erscheinen einmal herbeigerufene Geister immer wieder bei bestimmten Fragestellern. In einigen Fällen wird auch von spontanen Stimmungswandlungen der herbeigerufenen Geister berichtet. So sollen bekannte Personen herzlich begrüßt, andere Personen in der selben Runde jedoch mit zornigen Antworten bedacht worden sein.
Die Anwendung des Brettes selbst ist relativ einfach und bedarf keines besonderen Vorwissens. Während einer Sitzung sollte der Raum etwas abgedunkelt sein, optimal wird hierbei Kerzenschein beschrieben. Für Kinder, ängstliche oder nervöse Menschen ist der Umgang mit dem Brett ungeeignet und auf keinen Fall zu empfehlen. Vorzugsweise nehmen mindestens zwei, maximal acht Personen an einer Sitzung teil und legen jeweils einen Finger auf den Zeiger. Daraufhin konzentrieren sich die anwesenden Personen auf das Erscheinen eines Geistes. Eine der Personen stellt hierauf eine Frage in der Art „Ist jemand anwesend?“ und man wartet bis es eine Reaktion auf dem Brett gibt. Dieser Vorgang kann bei den ersten Sitzungen einige Zeit dauern, so dass der Fragesteller die Einleitungsfrage in bestimmtem Rhythmus wiederholen muß. Es hat sich die Regel erwiesen, je erfahrener die Teilnehmer an einer solchen Sitzung sind, desto schneller wird sich ein Geist melden. Nach der ersten Reaktion kann man nun die Fragen an den betreffenden Geist stellen. Diese Fragen sollte man vorher mit den Teilnehmern der Sitzung abgesprochen und niedergeschrieben haben, damit keine Mißverständnisse aufkommen. Als Optimal werden Fragen angesehen, die sich einfach mit einem Ruck auf Ja oder Nein beantworten lassen. Komplexe Antworten können mitunter zu Problemen führen, wenn sich der Zeiger zu schnell bewegt. Zum Beenden einer solchen Sitzung sollte man sich vom antwortenden Geist verabschieden und den Zeiger auf der Seite des Brettes vom Brett gleiten lassen. Einige Personen schwören zum Schutz vor bösen Geistern auf Talismane, Kreuze oder Pentagramme, andere hingegen vertreten die Auffassung, dass man keinen gesonderten Schutz verwenden muß, da die meisten Geister nicht genügend Energie zur Verfügung haben, um dem Menschen physischen Schaden zufügen zu können. Fragen auf Ereignisse, die weit in der Zukunft liegen, etwa die Ziehung der nächsten Lottozahlen oder Fragen nach Todesdaten, sollte man unterlassen, da selbst Geister nicht über ein solches Wissen verfügen.
Fazit
Ob man nun letztendlich das Oui-Ja-Brett zur Kontaktaufnahme mit Geistern nutzen möchte oder nicht, bleibt jeder Person selbst überlassen. Man sollte sich jedoch der Risiken bewußt sein, die sich aus der Anwendung des Brettes ergeben können. Das Brett selbst ist frei im Fachhandel unter den Begriffen Oui-Ja, Quija, Witchboard oder Hexenbrett zu beziehen. Ob man damit faktisch tatsächlich Kontakt mit einer jenseitigen Welt oder einer anderen Dimension aufnehmen kann, ist eine reine Glaubensfrage.
Autor: Michael Schneider
Quelle: Der einsame Schütze – Ausgabe 06/2002