Einer der mysteriösesten Kryptiden ist der legendäre El Chupacabras (dt. Der Ziegensauger), hinter dem durchaus ein reales Phänomen als Hintergrund des Mythos steht. Dennoch dichtet man gerade diesem Kryptiden einige recht wilde Theorien an, wobei vor allem jene des biologischen Experiments aus einem der Forschungslaboratorien der USA auf Puerto Rico eine weite Verbreitung gefunden hatte.
Hinter dieser Legende des Bio-Monsters aus dem Labor steht allerdings ein weiterer Hintergrund, der den meisten Menschen nicht bekannt ist und auf einer gewissen Anfeindung der Puertorikaner und der Amerikaner beruht, da für eine breite Masse in der US-amerikanischen Bevölkerung die Puertorikaner eine minderwertige Menschengruppe darstellt.
Im 20. Jahrhundert war Puerto Rico eines der großen Testgebiete der Amerikaner für alle möglichen Waffen, vor allem Chemiewaffen und biologische Kriegsführung. Aber nicht nur militärische Experimente wurden auf Puerto Rico durchgeführt, auch eine Unmenge an geheimen medizinischen Versuchen wurden hier über Jahrzehnte hinweg getätigt, teils ohne Wissen der betroffenen Menschen.
Aussagen von hohen Militärs und Wissenschaftlern erinnern dabei recht deutlich an jene Experimente, die deutsche Militärs und Wissenschaftler im 3. Reich an Juden und anderen Gruppen durchführten. So behauptete z.B. im Jahre 1932 der Chefpathologe Dr. Cornelius Rhodes vom wissenschaftlich hoch angesehenen Rockefeller Institut: „Die Puertorikaner sind die schmutzigste, faulste, verkommenste und diebischste Menschenrasse, die jemals die Erde bevölkert hat … jedem Arzt bereitet es Vergnügen, diese erbärmlichen Wesen zu quälen und zu missbrauchen.“
Selbst heute noch spielt der Inselstaat, der zu Amerikas Außengebieten gezählt wird, in der amerikanischen Regierung eine sehr untergeordnete Rolle. Puerto Rico ist ein assoziierter Freistaat innerhalb der USA. Es gibt zwei Parlamente, das Abgeordnetenhaus mit 54 Mitgliedern und den Senat mit 28 Mitgliedern. Der Gouverneur von Puerto Rico wird alle 4 Jahre direkt gewählt. Die Puertorikaner haben die Staatsbürgerschaft der USA, sind bei den US-Präsidentenwahlen jedoch ohne eigenes Stimmrecht. Im Repräsentantenhaus des Kongresses ist Puerto Rico mit einem Abgeordneten ohne Stimmrecht vertreten.
Obwohl die Insel zu den USA gehört, bezeichnen sich nur etwa 10% als US-Amerikaner. Die meisten (rund 87%) sehen sich als Nachkommen der Spanier oder als Nachkommen afrikanischer Sklaven. Dies zeigt bereits überdeutlich, wie groß die Kluft zwischen Amerika und Puerto Rico tatsächlich ist.
Zudem befand sich auf der vorgelagerten Insel Vieques ein großer Militärstützpunkt der United States Navy, die dort bis ins Jahr 2004 ein großes Testgelände unterhielt und so 70% des Geländes der Insel ein militärisches Sperrgebiet sind. Der Boden in diesem Sperrgebiet ist selbst heute noch hochgradig mit Kadmium, Blei, Quecksilber, Uran und anderen Giften kontaminiert. Die Krebsrate liegt in der Nähe des ehemaligen Testgebietes um 26% höher als auf dem restlichen Gebiet Puerto Ricos. Missbildungen und Totgeburten waren zudem eine der Folgen der Verseuchung des Geländes. Dort wurden, wie bereits erwähnt, eine Vielzahl an chemischen und biologischen Waffentests ausgeführt, wie etwa das Versprühen von Agent Orange, um die Testreihen für den Vietnamkrieg durchzuführen, Tests mit Thalidomit (besser bekannt als Hauptbestandteil von Contergan), die für erhebliche Missbildungen und Todesraten bei Neugeborenen verantwortlich sind, und eine Unzahl an streng geheimen Waffentests, wie Torpedos, Gasbomben und Urankernmunition.
Bei Drogenexperimenten wurden Strafgefangenen in Puerto Rico zudem über Jahrzehnte hinweg alle möglichen Drogen verabreicht, um die Folgen studieren zu können. Neben Kokain, Heroin und etlichen weiteren Drogen wurde vor allem auch die Einsatzfähigkeit von LSD und deren Langzeitfolgen erprobt.
Dazu kamen weitere extrem umstrittene und geheime Experimente an Strafgefangenen der Insel, bei denen Plutonium und andere radioaktive und giftige Stoffe verabreicht wurden. Noch bis ins Jahr 1980 wurden dort auch weitere medizinische Experimente durchgeführt, z.B. bei denen man ebenfalls an Strafgefangenen die Langzeitwirkungen weiblicher Hormone auf den männlichen Körper testete.
Als sich in den Medien Puerto Ricos Mitte der 1990er Jahre die Meldungen über den Ziegensauger „El Chupacabras“ häuften, lag es in so fern nahe, diese Vorgänge auch mit den Experimenten der Amerikaner in Verbindung zu bringen, obwohl es hierfür keinen stichhaltigen Nachweis gibt. So kam schnell die Behauptung auf, wonach der Chupacabras eine Kreatur sei, die bei Laborversuchen mit einem genetischen oder bionischem Experiment entweichen konnte, als dieses außer Kontrolle geriet. Was bei den Vertretern dieser Theorie jedoch nicht beachtet wird ist der Umstand, dass selbst unsere beste Technik und die besten Wissenschaftler heute nicht imstande wären, eine solche Kreatur zu erschaffen, die Merkmale gleich mehrerer unmöglicher Tiere aufweisen und zudem sich vollkommen von Blut ernähren müsste. Wir sind heute zwar in der Lage unter großem Aufwand Tiere zu klonen, auch kann man Tiere genetisch so anpassen, dass diese gewisse Eigenschaften besitzen – doch hierzu muss man die dafür verantwortlichen Gene und Vorgänge kennen.
So bleibt die Experimente-These eine unbelegbare, aber recht medienwirksame Science-Fiction-Geschichte, basierend auf dem Konflikt der Puertorikaner und der Amerikaner.
Verwendete Quellen:
- Der Fährtenleser 3, S. 10-12, 2008
- Factor X, Ausgabe 18, Marshall-Cavendish Collection, 2000
- J.Miller, Secret U.S. Weapons, JLP Publishers, London 2002
- Wikipedia, Chupacabra
- Wikipedie, Puerto Rico
- CNN, Schlagwort Chupacabra