Unsere Umwelt ist seit der Entdeckung der Radioaktivität nicht mehr jene, wie diese noch vor einhundert Jahren war. Nachdem Marie Curie gemeinsam mit ihrem Ehemann Pierre Curie im Jahr 1898 für den Zerfall von Atomkernen mit austretender Strahlung den Begriff der Radioaktivität prägte, wurde intensiv an der Nutzung der Kernspaltung geforscht und gearbeitet. Zu friedlichen, aber auch zu militärischen Zwecken.
Neben der Nutzung der Atomkraft zur Erzeugung von Energie in Atomkraftwerken wurde vor allem der militärische Aspekt der Möglichkeiten atomarer Waffen zum Antrieb der Technik, als man während des Zweiten Weltkrieges von gewaltigen Geheimwaffen träumte, mit denen sich der Gegner mühelos ausschalten lassen konnte. Die Macht, die in der Spaltung von Atomen lag, war theoretisch bekannt und so wurde in Deutschland ein erstes Atomwaffenprogramm gestartet. Physiker in den USA, darunter herausragende Köpfe wie Albert Einstein, sprachen sich für ein amerikanisches Atomwaffenprogramm aus, bevor die Deutschen im Dritten Reich die Entwicklung abschließen konnten. Unter dem Namen Manhattan Project wurde schließlich ein amerikanisches Forschungsprogramm gestartet, um die Atombombe zu entwickeln. Der Rest ist Geschichte.
Seit der Zündung der ersten Atombombe im Jahr 1945 in der Wüste von New Mexico hat sich unsere Welt dramatisch verändert. Insgesamt wurden bis heute (Stand April 2019) 2060 Atomwaffen (darunter auch alle Wasserstoff- und Neutronenbomben) erfolgreich gezündet, zwei davon im taktischen Kampfeinsatz 1945 in Japan (Hiroshima und Nagasaki). Von diesen Atomwaffenexplosionen fanden 530 oberirdisch statt, wobei eine gewaltige Menge an radioaktivem Fallout global verteilt wurde. Noch heute kann man in jedem Menschen auf der Erde diese radioaktiven Nuklide nachweisen, die durch die oberirdischen Zündungen von Atomwaffen in der globalen Atmosphäre verteilt wurden.
Neben den Kernwaffenexplosionen kommen natürlich auch atomare Katastrophen hinzu, wie etwa die Katastrophen von Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima, nur um bekannte Beispiele zu benennen, die enorme Mengen an radioaktivem Material in die Umwelt abgaben und weiterhin abgeben.
Faktisch gibt es keinen Flecken mehr auf unserem Planeten, der nicht in irgend einer Weise radioaktiv kontaminiert wurde. Generell ist diese Strahlendosis jedoch nicht bedenklich und nur an wenigen Orten höher als die ohnehin vorhandene natürliche Strahlung. Und nur in extrem belasteten Gebieten ist diese Strahlung potentiell lebensbedrohlich.
Während sich die Radionuklide im Laufe der Zeit in der Umwelt verteilen und langsam zerfallen, mit Wind und Regen ausgewaschen und verteilt werden, wurde nunmehr eine andere bedrohliche Situation festgestellt, die durch den aktuellen Klimawandel ein bedrohliches Ausmaß annehmen könnte. In Gletschern wurde der radioaktive Fallout weltweit abgelagert und durch Gefrieren konzentriert, ohne bislang an die Umwelt abgegeben worden zu sein. Gerade der hochgradig verstrahlte Fallout der Atomwaffentests konnte sich ehemals global in der Atmosphäre ausbreiten und hat gefährliche radioaktive Substanzen, darunter das hochgiftige und stark strahlende Plutonium, abgelagert. In den Gletschern konzentriert sich diese Masse durch den Gefrierprozess und bildet eine strahlende Hinterlassenschaft der Atombombentests der 40er und 50er Jahre. Im Gletschereis werden die radioaktiven Partikel über Jahrzehnte zusammengetragen und können im Eis gebunden sich nicht verteilen, was zu gefährlichen Konzentrationsbildungen führt.
Nun schmelzen die Gletscher rapide und die freigesetzten radioaktiven Partikel können über das Schmelzwasser in Bäche und Flüsse gelangen, wo diese in den ökologischen Kreislauf geraten. Die Folgen zeigen sich u.a. in Schweden, wo Wildschwein-Fleisch in dem skandinavischen Land seit einigen Jahren zehnmal höhere Mengen an Caesium aufweist, als für den Menschen sicher wäre. Nicht nur die Belastung des Atomunfalls von Tschernobyl im Jahr 1986 sei hier verantwortlich, da man aus anderen betroffenen Ländern Vergleichsdaten erheben kann, die jedoch nicht auf die Belastung in Skandinavien anwendbar sind.
Die britische University of Plymouth’s School of Geography gab gerade in einer Mitteilung bekannt, dass man auf Gletschern weltweit eine radioaktive Konzentration feststellen konnte, die dort beinahe zehnfach so hoch wie an anderen Orten sei und die höchsten Level erreicht, die man in der Natur außerhalb nuklearer Sperrzonen findet. Die Gletscher haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte zu radioaktiven Halden entwickelt, die jetzt mit der Schmelze drohen, diese radioaktive Hinterlassenschaft massiv an die Umwelt abzugeben. Die Folgen sind bislang nicht absehbar, da man erst heute auf diese Bedrohung aufmerksam wurde.
Siehe auch:
Atomwaffentests weltweit
Weather.com