Ein Thema, welches die Menschen schon immer in den Bann zog, ist die Vorhersage der eigenen Zukunft und der Zukunft allgemein. Propheten und Seher, die die Zukunft vorhersagen konnten, waren schon immer sehr gefragt, Astrologen erstellen Horoskope und richten sich gar auf spezielle Sternzeichen oder zusammenhängende Grundzüge aus, nur um einen kurzen Blick in die Zukunft aufzuzeigen. Verschiedene Orakel werden angerufen, um dies ebenfalls zu ermöglichen. Aber auch andere Praktiken werden gerne zu diesem Zweck verwendet, wie das berühmte Lesen im Kaffeesatz oder das Legen von Tarotkarten.
Eine dieser Praktiken ist das sogenannte Tintenklecksorakel, welches man allein oder auch in Gruppen verwenden kann. Ähnlich wie beim Bleigießen versucht man aus den entstehenden Formen und deren Deutung die mögliche Zukunft herauszulesen. Mit mehreren Personen kann man daraus gar ein Partyspiel machen.
Dieses Orakelspiel beruht auf dem Prinzip des Rorschachtests (Rorschach-Formdeuteversuch), der Anfang des 20. Jahrhunderts vom gleichnamigen Schweizer Psychiater entwickelt wurde. Der Test diente ursprünglich zur Erfassung der Gesamtpersönlichkeit. Dafür wurde bevorzugt mit den sogenannten spontanen Klecksbildern gearbeitet, deren Deutung auf verschiedene Persönlichkeitsmerkmale schließen lassen sollen.
Dabei ist die Ausführung dieses Orakelspiels recht einfach. Jede teilnehmende Person schreibt auf ein Blatt Papier seinen Namen und seine Fragen für das nächste Jahr oder die nahe Zukunft. Anschließend faltet man den Bogen einmal quer, öffnet ihn wieder und tröpfelt auf die Seite Tinte oder dünnflüssige Farbe. Nun wird das Papier wieder zusammengeklappt, beide Seiten werden fest gegeneinandergedrückt und anschließend wieder aufgeklappt – und schon ist das Orakelblatt fertig. Jede teilnehmende Person stellt sechs solcher Bilder fertig. Dann notiert die Person spontan, welche Assoziationen für jedes Bild in den Sinn kommen. Dabei sollte man nach dem ersten spontanen Gefühl gehen und versuchen nicht besonders witzig zu sein.
Anschließend überlegt jede der teilnehmenden Personen, was jedes Bild als Antwort auf die gestellte Frage bedeuten könnte. Auch diese Deutungen werden notiert. Schließlich setzen sich alle zusammen und besprechen in gemeinsamer Runde nach und nach jedes Bild. Dabei sollte man bedenken: Beim Orakel gibt es kein „Richtig“ oder „Falsch“. Wichtig ist nur, die Bilder gemeinsam anzuschauen und sowohl auf die eigenen Deutungen als auch auf die Vorschläge der anderen zu hören, um eine Vorhersage deuten zu können.
Optional bietet sich auch noch die Möglichkeit, die Bedeutung der erkannten Symbole mittels eines Symbollexikons nachzuschlagen, um daraus eine Deutung der Bilder vorzunehmen.
Ob man letztendlich an diese Zukunftsvorhersage glauben mag oder nicht, ist wie bei allen Zukunftsdeutungen eine rein persönliche Glaubensfrage. Zumindest kann man mit diesem Orakel ein kurzweiliges Partyspiel gestalten.
Siehe auch: Das Würfelorakel