In der Stille der Nacht, umgeben von Dunkelheit, liegt ein alter Mann auf seinem Bett. Seine Augen geschlossen, sein Atem ruhig und tief. Die Welt um ihn herum ist still, als ob sie den Respekt vor einem Leben voller Erfahrungen und Erinnerungen zollt. Die Wände seines Zimmers sind mit Bildern eines langen Lebens geschmückt – Fotos von Familie, Freunden und Orten, die er einst besucht hat. Doch in dieser Nacht, in der Stille und Dunkelheit, ist es nicht die Vergangenheit, die ihn heimsucht, sondern ein Traum von etwas, das jenseits der Grenzen dieser Welt liegt.
Sein Traum entführt ihn auf eine weite, neblige Ebene, wo das Echo von Hufen in der Ferne zu hören ist. Der Nebel lichtet sich, und eine Gestalt erscheint vor ihm – eine Walküre, so majestätisch und erhaben, dass ihr Anblick allein sein Herz mit Ehrfurcht erfüllt. Sie ist eine Kriegerin aus alten Geschichten, eine Hüterin der gefallenen Helden, und doch steht sie hier vor ihm, einem einfachen Mann, dessen glorreiche Jahre längst vorüber sind. Sie nähert sich ihm mit einer Anmut, die nicht von dieser Welt zu sein scheint. Ihre Augen sind wie Sterne, die in der Dunkelheit leuchten, und ihr Lächeln ist so warm wie der erste Sonnenstrahl nach einem langen Winter. Sie beugt sich zu ihm herab und er spürt die Sanftheit ihrer Lippen, die kaum seine Haut berühren. Ihre Berührung ist zärtlich, fast flüchtig, aber sie hinterlässt eine Wärme, die tief in seine Seele dringt.
Mit einer Stimme, so sanft wie der Wind, der durch die Blätter eines alten Baumes weht, flüstert sie ihm Worte zu, die er kaum versteht, aber deren Klang sein Herz mit einer unerklärlichen Sehnsucht erfüllt. Sie spricht von Ehre, Mut und einer Reise, die vor ihm liegt. Sie spricht von Walhalla, dem Ort, an dem die Helden ruhen, und von einem Festmahl, das kein Ende kennt.
Schließlich, mit einer Stärke, die ihre zierliche Gestalt Lügen straft, hebt sie ihn in ihre Arme. Er fühlt sich leicht, befreit von den Fesseln des Alters und der Zeit. Gemeinsam steigen sie auf, höher und höher, bis die Welt unter ihnen nur noch ein ferner Punkt ist. Sie führt ihn durch die Wolken, durch das Sternenmeer, bis sie das Tor zu Walhalla erreichen, wo die Helden der Vergangenheit ihn mit offenen Armen erwarten.
Der alte Mann erwacht aus seinem Traum, ein Lächeln auf seinen Lippen. Die Dunkelheit seines Zimmers scheint nun weniger bedrückend, die Stille weniger schwer. Vielleicht war es nur ein Traum, aber für ihn war es ein Geschenk – eine letzte Reise, ein letztes Abenteuer. Und während er sich in seine Decke hüllt, fühlt er sich nicht mehr allein. Denn in seinem Herzen trägt er nun die Gewissheit, dass, wenn seine Zeit kommt, die Walküre da sein wird, um ihn in ihre starken Arme zu nehmen und ihn nach Walhalla zu führen.
Fotografie aus Leidenschaft
Michael Schneider ist Fotograf und Filmemacher aus Leidenschaft, mit einer Spezialisierung auf Tier- und Naturaufnahmen, Landschaftsfotografie und Portraitaufnahmen. Vornehmlich fotografiert er für sein privates Archiv, aber auch beruflich für Medienproduktionen und Projekte, Auftragsarbeiten und als freier Fotograf für Kunden.