Mittels der Environmental DNA (eDNA) oder auf deutsch Umwelt-DNA lassen sich z.B. anhand von Boden-, Wasser- und Luftproben Lebewesen nachweisen, die in diesem speziellen Lebensraum, von dem die Probe stammt, verkehren und nachweisen, dass diese zum besagten Zeitpunkt der Probenentnahme dort zumindest kurzzeitig anwesend waren. Dabei setzt dieses Verfahren darauf, dass jedes Lebewesen einen genetischen Fingerabdruck hinterlässt und sich so indirekt in der Umwelt nachweisen lässt, auch wenn ein physischer Nachweis (z.B. durch Beobachtung) nicht erbracht werden konnte. Als Ursprung von eDNA können alle Ausscheidungen von Lebewesen dienen, etwa Urin, Kot oder Körperzellen, die von einem Lebewesen in der Umwelt zurückgelassen wurden und die sich in den Proben nachweisen lassen. Anhand dieses genetischen Fingerprints lassen sich im Vergleich mit bekannter DNA Rückschlüsse darauf ziehen, welche Lebewesen in diesem Zeitraum vor Ort waren.
Mit dem eDNA Verfahren werden aus den Umweltproben die Gensequenzen extrahiert und mit Datenbanken abgeglichen, die bereits bekannte DNA nachweisen.
Der Vorteil des Verfahrens ist, das man nicht mehr direkt den entsprechenden Lebensraum überwachen und somit in diesen eingreifen muss, um einen Überblick zu erhalten, welche (bekannten) Arten in diesem leben. Auf der anderen Seite ist dieses Verfahren sehr anfällig für Verunreinigungen, da nur ein indirekter Nachweis aus einer zusammengefassten Probe erfolgt und sich extrem einfach Verunreinigungen einschleichen können. Da das gesamte Verfahren darauf beruht, aus den Proben kleinste Gensequenzen zu extrahieren und diese abzugleichen, können selbst kleinste Fremdkörper (z.B. Staub) zu Fehlmessungen führen, da fremdes Genmaterial eingeschleust wird, das eigentlich nicht in diese Probe gehört. Dieser Faktor ist bekannt und man versucht Fehlmessungen vorzubeugen, in dem man unter kontrollierten Bedingungen versucht so viele Umweltproben wie möglich zu gewinnen und diese untereinander abzugleichen, da die Wahrscheinlichkeit geringer ist, bei einer hohen Probenanzahl immer die gleichen Verunreinigungen zu haben und somit Fehlerquellen prozentual ausgeschlossen werden können.
Zudem muss ein Lebewesen über längere Zeit in dieser Umwelt gelebt haben, um entsprechendes eDNA-Material als Fingerprint dort hinterlassen zu haben. Für den Nachweis von Lebewesen, die den Umweltbereich, aus dem Proben stammen, nur kurz durchquert haben, ist dieses Verfahren wenig bis kaum geeignet, da in diesem Fall kaum nachweisbares DNA-Material in den Proben enthalten ist und somit nicht längerfristig nachgewiesen werden kann.
Findet man in mehreren Proben aus dem lokalen Umweltbereich entsprechende Gensequenzen, die sich bekannter DNA zuweisen lässt, ist ein Nachweis erbracht, dass diese Lebewesen in diesem Lebensraum existieren, im optimalen Fall lassen sich sogar einzelne Individuen identifizieren, wenn deren direkte DNA nachgewiesen werden kann.
Was bedeutet dies für die Kryptozoologie?
Das Verfahren der Umwelt-DNA ist für die Suchmethodik der Kryptozoologie von großem Interesse, da sich hierüber spezifische Nachweise über das Vorhandensein von Lebewesen erbringen lassen, für die es Anhaltspunkte (z.B. Sichtungen durch Zeugen oder Spuren) gibt, jedoch ein physischer Beweis (z.B. ein lebendes oder totes Exemplar) fehlen.
Selbst wenn ein sogenannter Kryptid nicht eigenständig nachgewiesen werden kann, da es für diesen in den Datenbanken bekannter Lebewesen keinen direkten Vergleich gibt, lassen sich doch Rückschlüsse darauf ziehen, mit welchen bekannten Arten dieser in verwandtschaftlichem Verhältnis steht, auch wenn seine DNA bis dahin noch unbekannt scheint.
Vor allem lässt sich aber mit diesem Verfahren der Nachweis erbringen, ob in diesem Lebensraum vor kurzer Zeit noch Lebewesen existierten, die als ausgestorben gelten (z.B. Beutelwolf, Moa) oder für Lebewesen, die als OOP (Out of Place) dort gar nicht vorkommen sollten (z.B. Alien Big Cats).