Liebe Leserinnen und Leser,
als vor einigen Tagen ein Bericht über Arbeitsbedingungen von ausländischen Leiharbeitern im Abendprogramm der ARD gesendet wurde, in welchem das Unternehmen Amazon an den Pranger gestellt wird, kam es zu einem Sturm der Entrüstung in den Medien und das Thema wurde künstlich hochgeschaukelt. Mitunter war von einem oder zwei Miniverlagen zu lesen, die sich medienwirksam von Amazon abwenden wollen. Auch viele Amazon-Kunden wollen auf ihr Amazon-Kundenkonto verzichten. Und dies wegen einem TV-Beitrag, der zudem nicht die ganze Wahrheit präsentiert.
Es ist korrekt, dass dort einiges nicht so läuft, wie es eigentlich laufen sollte. Aber, und dies mit Nachdruck, selbst in den großen deutschen Unternehmen läuft nicht alles auf Friede-Freude-Eierkuchenbasis. Lohndumping und Einsatz von ausländischen Zeit- und Leiharbeitern sind heute in vielen Branchen sogar beinahe der Standard geworden. Und wenn man sich darüber aufregt, dass ein Leiharbeiter bei Amazon einen Stundenlohn von 8,50 Euro erhält, dann sollte man dies einfach einmal mit anderen Branchen vergleichen, wenn z.B. ein polnischer Fleischereimitarbeiter einen Stundenlohn von 3 Euro erhält – und wesentlich schlimmeren Arbeitsbedingungen. Aber deswegen wird wohl niemand auf seine Fleisch- und Wurstwaren verzichten und wird umgehend zum Vegetarier (wobei die ausländischen Landarbeiter ebenso ausgebeutet werden).
Für die Arbeitnehmer aus Spanien, Griechenland und sonstigen Ländern ist der Stundenlohn sogar sehr viel gut verdientes Geld, wo in der Heimat oftmals nicht einmal 3 Euro in der Stunde gezahlt werden und die Arbeitslosenquote enorm hoch ist.
Was nicht geht, und dies ist das eigentliche Problem, ist die Überwachung durch einen Sicherheitsdienst, der wie die braunen Schergen der Nazis auftritt und sich auch so verhält. Ob dies mit vollem Wissen der Unternehmensführung geschehen ist oder ohne deren Wissen durch einen Subunternehmer, lassen wir einmal dahingestellt. Hier können wir nur hoffen, das Amazon daraus seine Konsequenzen ziehen wird.
Dagegen steht auf der anderen Seite der hohe Produktbestand bei Amazon und der Kundenservice, der wesentlich besser ausfällt als bei den meisten anderen Onlinehändlern. Schnelle Lieferzeiten und Rückgabegarantie inklusive. Und über den Marketplace findet man längst vergriffene Titel zu einem Superpreis. Hinzu kommt die große Auswahl für den Kindle und den dortigen Autoren- und Verlagssupport.
Nun mögen einige kleine Verlage mit den hohen Handelsrabatten von Amazon ihre Bedenken haben, wie dies im Zuge der Kampagne gegen Amazon hervorgehoben wurde, aber dass man diese ebenso bei anderen Großhändlern und Grossisten im gleichen Umfang mit einberechnen muss, davon wird natürlich nichts genannt – ist ja gerade nicht medial werbewirksam. Dies muss man als kleinerer Verlag im Buchpreis entsprechend berücksichtigen und damit kalkulieren, anstatt zu jammern, dass man mit Amazon keine Gewinne als Verlag erzielen kann.
Wir als Verlag arbeiten gerne mit Amazon zusammen, zumal es für uns einen erheblichen Verwaltungsaufwand einspart und wir einen großen Teil unserer Verkäufe über die Plattform von Amazon tätigen. Und keine andere Plattform besitzt solch einen Kundentraffic wie eben Amazon selbst.
Von daher werden wir auf jeden Fall auch in Zukunft unseren Handel über Amazon betreiben.