In den dunkelsten Nächten, wenn der Mond hinter Wolken verborgen ist und die Sterne zu flackern scheinen, erzählt man sich eine Geschichte, die das Blut in den Adern gefrieren lässt. Es ist die Legende von einem gefallenen Engel der Dunkelheit, einer weiblichen Gestalt von atemberaubender Schönheit und tödlicher Anziehungskraft.
Diese Kreatur, einst ein strahlender Engel des Lichts, wurde für ihre Überheblichkeit und ihren Stolz aus dem Himmel verbannt. Sie fiel tief und hart, und mit ihrem Fall verlor sie ihre Reinheit und wurde zu einem Wesen der Nacht. Nun wandert sie durch die Welt, getrieben von einem unstillbaren Hunger nach den Seelen der Sterblichen.
Sie ist eine Meisterin der Verführung, ihre Augen schimmern im Licht des Mondes wie glimmende Kohlen, und ihre Stimme ist süßer als der verführerischste Trank. Männer und Frauen gleichermaßen erliegen ihrem Charme, unwissend, dass jeder Kuss, jeder sanfte Berührung, ihre Lebensenergie entzieht und sie näher an den Rand des Todes bringt.
Diejenigen, die ihr begegnen und noch am Leben sind, berichten von einem Gefühl der Euphorie, gefolgt von einer lähmenden Kälte, die sich durch ihre Adern zieht. Sie spricht nie von sich selbst, ihre Vergangenheit bleibt ein Rätsel, umhüllt von den Schatten der Nacht. Aber eines ist sicher: Sie ist auf der ewigen Jagd, und ihre Gier nach Seelen ist unersättlich.
Eines ihrer Opfer, ein junger Mann namens Michael, war bekannt für seine Lebensfreude und sein strahlendes Lächeln, das die Herzen der Menschen erwärmte. Er war ein Träumer, oft sah man ihn in die Sterne blicken, als suche er Antworten auf Fragen, die nur er kannte. Doch eines Nachts, als der Mond eine dünne Sichel am Himmel war und die Dunkelheit fast greifbar schien, begegnete er ihr, dem gefallenen Engel der Dunkelheit.
Es war auf dem Heimweg von einer späten Versammlung, als eine sanfte Melodie durch die Luft wogte und sein Herz mit einer unerklärlichen Sehnsucht erfüllte. Er folgte dem Klang, bis er sie sah, ihre Gestalt umhüllt von einem Mantel aus Schatten, ihre Augen funkelten wie zwei kostbare Edelsteine in der Nacht. Sie lächelte, und in diesem Moment wusste Michael, dass er verloren war.
Sie sprach nicht viel, doch ihre Worte waren wie Honig, süß und verlockend. Sie berührte seine Hand, und ein Schauer lief über seinen Rücken. Er fühlte sich lebendiger als je zuvor, doch zugleich spürte er, wie seine Kräfte schwanden. Sie tanzten unter dem Sternenhimmel, und mit jedem Schritt fühlte er sich leichter, als würde er schweben. Doch es war nicht das Gefühl des Fliegens, das ihn erfüllte, sondern das Entweichen seiner Seele.
Als der Morgen graute, fand man Michael, blass und kraftlos, am Rande des Waldes. Er war noch am Leben, aber nur noch ein Schatten seiner selbst. Er sprach von einer Schönheit, die keine Sterbliche je erreichen könnte, von einer Liebe, die tiefer ging als alles, was er je gekannt hatte. Doch in seinen Augen lag eine Traurigkeit, die Worte nicht fassen konnten.
Doch Michael verlor nie den Blick für die Sterne. Er wusste, dass er etwas Kostbares verloren hatte, doch er hatte auch die unendliche Schönheit der Nacht berührt. Und so lebte er weiter, ein Mann, der zwischen zwei Welten gefangen war, immer auf der Suche nach dem Licht, das er in der Dunkelheit gefunden hatte.