Geister und Gespenster
Wenn wir den Begriff Gespenst oder auch Geist hören, haben viele von uns vermutlich direkt das Bild einer weißen Erscheinung im Bettlaken vor Augen, so wie diese Erscheinungen immer wieder beschrieben und abgebildet werden. Quasi jedes Kind kann ein Gespenst malen, da schon in Kinderbüchern (siehe z.B. Das kleine Gespenst von Otfried Preußler oder Casper, das freundliche Gespenst) dieses Bild verbreitet wird. Und will man sich als Gespenst verkleiden, so wie es schon Kinder tun, wird man meist ein Bettlaken überziehen und zwei Augenlöcher hineinschneiden.
Auch wenn wir dies für niedlich und spaßig halten, entspricht diese Beschreibung dennoch dem Erscheinungsbild von so manchem Gespenst, wie diverse Erzählungen und Berichte nahelegen. Schemenhafte Erscheinungen, die aussehen, als ob diese in Bettlaken gehüllt zu sein scheinen.
In der Tat beruht die gängige Beschreibung von Gespenstern auf tatsächlichen Begebenheiten. Es ist nicht ungewöhnlich, das viele Geistererscheinungen so beschrieben werden, als ob diese ihre Totenkleidung tragen, in der diese bestattet wurden. Aber auch das typische Gespenst macht hier keine Ausnahme.
Im Mittelalter war es nichts ungewöhnliches, dass die Armen, die sich keine Särge oder Totenkleider leisten konnten, einfach in das Laken ihres Totenbetts eingeschlagen und begraben wurden. Auch in Zeiten der großen Seuchen war dies eine gängige Praxis, die noch bis ins 17. Jahrhundert hinein angewendet wurde. Statt eines Totenkleides wurden die Toten lediglich mit dem Leichentuch bestattet.
Es war wohl auch nicht ungewöhnlich, dass sich unter den vermeintlich Toten viele Scheintote befanden, die einfach bewusstlos waren oder im Koma lagen, die aufgrund der Armut nicht noch einmal von einem Arzt oder Leichenbeschauer in Augenschein genommen wurden. So ist es nicht verwunderlich, das es viele Geisterjäger, Medien und Spiritisten gibt, die solche Erscheinungen mit den Seelen der Verstorbenen in Verbindung bringen, die einen solch unnatürlichen Tod gestorben sind und daher noch keinen Frieden finden konnten.
Fakt ist, dass das Totentuch/Bettlaken ehemals für viele Verstorbene die letzte Bekleidung nach dem Ableben war.