Seit Mitte November 2012 ist das neue The Journal of Cryptozoology mit seiner ersten Ausgabe erhältlich, welches von Dr. Karl Shuker in Zusammenarbeit mit Jonathan Downes vom Centre for Fortean Zoology herausgegeben wird. Hierbei handelt es sich um ein weiteres kryptozoologisches Magazin/Journal, welches jedoch im Gegensatz zu anderen Publikationen mit ähnlicher Thematik (in Deutschland z.B. Der Fährtenleser und Der Kryptozoologie-Report) sich vor allem damit hervorheben möchte, wissenschaftlich anerkannt und fundiert Artikel im sogenannten Peer-Review zu veröffentlichen.
Mit Spannung habe ich also die seit Monaten angekündigte Erstausgabe (Volume One) erwartet, bis diese schließlich Mitte November direkt vom Publisher auf meinem Schreibtisch landete. Der erste Eindruck dabei, wenn ich das Heft mit seinen 62 Seiten vor mir liegen habe, ist das wenigsagende und schlichte Cover, welches lediglich mit dem Logo des Journals und der Ausgabennummer erscheint. Die Größe ist das britische Gegenstück zur deutschen Allgemeingröße A5, also eine Standardgröße im Druck. Der Inhalt ist schwarz-weiß gehalten, mit einem übersichtlichen Schriftbild. Von der Aufmachung her erinnert dies so ziemlich genau unserem hauseigenen Magazin Der Fährtenleser.
Neben dem Vorwort sind vier Beiträge im Journal erschienen, wobei der Beitrag über den Scapasaurus von Markus Hemmler mit zwanzig Seiten rund die Hälfte des gesamten inhaltlichen Contents füllt. Diese Beiträge teilen sich wie folgt auf:
- Der erste Artikel A Digital Search Assistant for cryptozoological Field Expeditions von Andrew May schlägt die Verwendung eines digitalen Suchmusters vor, welches aus militärischer Anwendung auch auf die kryptozoologische Feldforschung Verwendung finden könnte.
- The Queensland Tiger: Further Evidence on the 1871 Footprint vom Australier Malcolm Smith rollt mit moderner Analyse den Fall der Fußspuren des Queensland Tigers aus dem Jahre 1871 wieder auf.
- Markus Hemmler steuert mit seinem Beitrag Hunda ‚Scapasaurus‘ Photo (Re)Discovered den aus meiner Sicht interessantesten Artikel in diesem Heft bei. Hierbei versucht er eine Fotoanalyse des Scapasaurus-Fotos und führt den Aspekt der Pseudoplesiosaurier als Erklärung an und untermauert dies entsprechend.
- Der abschließende Beitrag im Heft stammt von Darren Naish, welcher mit dem Artikel Identifying ‚Jaws‘, the Margaret River Mammal Carcase dem Fund eines Kadavers eines Säugetiers auf den Grund geht, welcher 1975 am Margaret River in Westaustralien gefunden wurde. Mit seiner Analyse identifiziert dieser die Fotos als Überreste einer Hauskatze.
Alles in allem ein recht interessantes Heft, aber bis hierhin nicht wirklich herausragend. Da die Aufmachung äußerlich und inhaltlich ebenfalls recht zurückhaltend und trist daherkommt, wäre der einzig wirklich hervorzuhebende Hintergrund eben das Peer-Review, was von etlichen anderen Publikationsreihen mit wesentlich mehr Inhaltsbreite abhebt. Aber genau hier liegt meines Erachtens auch der größte Kritikpunkt an diesem Heft.
Das Peer-Review (Begutachtung durch Ebenbürtige, auch Kreuzgutachten) ist ein Verfahren zur Beurteilung wissenschaftlicher Arbeiten, insbesondere von Publikationen, wo unabhängige Gutachter (engl. peer für Ebenbürtige, Gleichrangige oder auch referee für Schiedsrichter) aus dem gleichen Fachgebiet wie die Autoren herangezogen werden, um die Qualität und wissenschaftliche Arbeit zu beurteilen. Diese auch Reviewer oder Referee genannten Experten dürfen beim Peer-Review nicht aus dem Umfeld des Autors stammen. Die Unabhängigkeit des Gutachters vom zu bewertenden Objekt ist das wesentliche Kriterium eines Peer-Reviews. Leider wird im Journal of Cryptozoology zwar im Vorwort und im Autorenaufruf stetig auf dieses Verfahren verwiesen, aber es findet sich im gesamten Inhalt nicht ein einziger Hinweis auf das Verfahren selbst oder wer die Artikel als Experte im Fachgebiet bewertet hat. Sowohl Dr. Shuker als auch Jonathan Downes scheiden hier als Reviewer aus, da diese als Herausgeber und Redakteure nicht neutral bewerten können. Es stellt sich also die Frage, wer diese bewertenden neutralen Experten sind, auf die es im Heft jedoch keine Verweise gibt. Natürlich besteht die Möglichkeit einer anonymen Bewertung des Materials, ohne den Bewertenden direkt zu benennen, aber es sollte wenigstens ein Hinweis gegeben werden, nach welchen Kriterien der Artikel bewertet und für wissenschaftlich korrekt anerkannt wurde.
In der jetzigen Form wird leider der einzig wirklich herausragend sprechende Punkt für das Heft nicht beachtet. Man hat hier also ein interessantes Heft mit kryptozoologischem Inhalt, aber das Besondere fehlt einfach.
Michael Schneider