Seit dem 11. April 2024 kann man sich die lang erwartete Fallout TV-Serie bei Amazon Prime ansehen, auf die ich als Fan der Spielereihe sehnlichst seit deren Ankündigung gewartet habe. Und ich muss gestehen, ich wurde nicht enttäuscht und bin von der Umsetzung als TV-Serie mehr als begeistert. Tolle Charaktere, spannende und mitreißende Story in der Fallout-Welt und dazu der Humor aus den Spielen. Aber es gibt dabei auch den einen oder anderen Punkt, der einige Logiklöcher bereithält, die die Serie nicht beantwortet oder eventuell in der bereits angekündigten zweiten Staffel aufgreift.
Wer die Spiele nicht wirklich gut kennt und diese allesamt durchgespielt hat, dem dürften diese Logiklöcher nicht auffallen, aber den Fans der Spiele stechen diese eben ins Auge. Auch wenn die Handlung der Serie mehrere Jahre nach den Spielen spielt, passt hier einiges nicht wirklich ins Bild.
Beginnen wir mit der Stählernen Bruderschaft. In den Spielen tragen die Paladine und Ritter der Bruderschaft vornehmlich schwere Minikanonen und vor allem schwere Laser- und Plasmawaffen. Von denen ist in der Serie nicht einmal die Rede, stattdessen tragen die Ritter ein großes Maschinengewehr.
Wenn man sich z.B. die Gameplay-Videos anschaut, stechen sofort die mächtigen Laser- und Plasmawaffen ins Auge, die in der Spielwelt allgegenwärtig sind, aber in der Serie nicht vorkommen. Es mag sein, dass dies bei den Protagonisten der Serie nicht der Fall ist und diese keine Laser- und Plasmawaffen besitzen, was jedoch nicht unbedingt zur Bruderschaft passt.
Los Angeles
Die grundlegende Handlung der Serie spielt in Kalifornien, speziell im Gebiet rund um und in den Ruinen von Los Angeles. Vergleicht man dies mit der eigentlichen Spielwelt, ist dies der sogenannte Boneyard, auch bekannt als Angel’s Boneyard, nachdem dies ein Teil der RNK (Republik Neukalifornien) wurde. Eine Stadt auf den Überresten von Los Angeles, benannt nach seinen zerstörten Hochhäusern, reduziert auf ihr Metall-Skelett, als auch für die Skelette der Toten, welche die Stadt nach dem Großen Krieg noch immer übersäen.
Shady Sands
Unter Präsidentin Tandi wurde die in Nordkalifornien gelegene Siedlung Shady Sands der ehemaligen Vaultbewohner von Vault 15 zur Keimzelle und Hauptstadt der RNK. Ursprünglich handelte es sich um eine von einer Lehmmauer umgebene Landwirtschaftssiedlung, bevor die Siedlung unter Präsidentin Tandi weiter wuchs. In der Serie hingegen ist Shady Sands nur noch ein Krater und wurde von einer Atombombe vernichtet. Soweit nachvollziehbar, da die Serie wesentlich später spielt als die Handlung von Fallout 2 und Fallout: New Vegas, aber in der Serie liegt diese mitten in den Ruinen von Hochhäusern, also quasi im Stadtgebiet des ehemaligen Los Angeles oder einer anderen kalifornischen Großstadt, was jedoch nicht im Kontext zu den Darstellungen und Verortungen aus den Spielen steht.
Republik Neukalifornien
In der Serie scheint die RNK bis auf wenige kleine Gruppierungen nicht mehr zu bestehen, was für eine Regierung dieser Größe, deren Einflussbereich sowohl politisch als auch militärisch sich von Kalifornien hinaus bis hin nach Nevada, Oregon, Mexiko und entlang des Colorado Rivers erstreckt, eher unwahrscheinlich scheint. Die Republik ist den alten Werten wie z.B. Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit gewidmet und ist auch bestrebt, Ordnung und Fortschritt in das Mojave-Ödland zu bringen. Für post-apokalyptische Verhältnisse ist die RNK mit ihren Handelsrouten, dem starken Militär und den Rangern als Gesetzeshütern ein Paradebeispiel für wirtschaftlichen Erfolg und sozialer Anständigkeit. Politische Gleichberechtigung, Gesetzestreue und vergleichsweise hoher Lebensstandard sind für die über 700.000 Bürger Alltag. Doch mit der Serie scheint all dies untergegangen zu sein, was erhebliche Fragen aufwirft.
Zumal die RNK die einzige Verteidigungslinie gegen die anrückenden Horden von Caesars Legion darstellt, die von Osten aus immer weiter vorrücken, was zur großen Schlacht um New Vegas und dem Hoover Staudamm führt. Ohne die RNK wäre Kalifornien schutzlos den anstürmenden Massen der Legion ausgeliefert. Doch in der Serie gab es bislang noch keinen Hinweis auf die Legion, noch auf die militärische Macht der RNK oder der angehörigen Städte der RNK. Selbst wenn Shady Sands vernichtet worden wäre, hätte dies der RNK an sich innerhalb weniger Jahre bis zur Serie einen solchen Todesstoß versetzen können?
Alles in allem ist die TV-Serie super, bietet eine klasse Geschichte in der Fallout-Welt, hinterlässt aber am Ende einige wirklich offensichtliche Fragen, auf die hoffentlich in der 2. Staffel eingegangen wird, zumal wir am Ende einen Blick auf New Vegas werfen konnten.