Geister und Spukphänomene
Der Holländer W.G. Grottendieck war im September des Jahres 1903 im Auftrag einer Ölgesellschaft in Sumatra unterwegs. Als er sich auf der Rückreise befand, rastete er in einer der zahlreichen Hütten der Siedlung Dortrecht, die mit getrockneten Kadschangblättern bedeckt waren.
In der Nacht, etwa gegen ein Uhr, wurde er von einem Geräusch geweckt. Unmittelbar in der Nähe seines Kopfes fiel ein Objekt zu Boden. Nachdem er erwacht war fielen weitere Objekte hinab. Grottendieck machte ein Licht an, um herauszufinden, woher diese Fallgeräusche kamen. Er konnte zahlreiche schwarze, etwa zwei Zentimeter große Steine entdecken. Diese kamen langsam in einer parabolischen Kurve von oben herabgeflogen, um in der unmittelbaren Nähe seines Kopfkissens aufzuschlagen. Er versuchte einige aufzufangen, doch es schien, als wollten sie der Hand ausweichen. Als er einen dieser Steine vom Boden aufnahm, stellte er verwundert fest, dass dieser warm war. Sein Moskitonetz und das Blätterdach schienen jedoch völlig intakt. Er selbst konnte keine Erklärung für dieses seltsame Phänomen finden. Dennoch hielt er dies zu diesem Zeitpunkt noch für einen Scherz und vermutete, dass ihn jemand necken wollte. Kurzerhand zückte er sein Gewehr und feuerte fünf Schüsse in den nächtlichen Dschungel. Das Ergebnis dieser Aktion war ein noch heftigeres herabregnen von Steinen.
Durch die Schüsse wurde sein Diener geweckt, der ebenfalls den Steinregen bemerkte. Dieser hielt das Phänomen für das Werk von Dämonen und floh Hals über Kopf in den Dschungel. Sobald der Diener verschwunden war, endete der Steinregen ebenfalls umgehend.
Der Steinregen an sich ist ein weitverbreitetes Phänomen. Es gibt etliche Berichte dieser Art aus fast allen Kulturen. Oftmals erscheinen Steine urplötzlich eine Handbreit unter einer Zimmerdecke. Von dieser Position aus fallen sie entweder in einer geraden Linie zu Boden oder auch, wie in vielen Fällen beschrieben, derart merkwürdig, das man dieses seltsame Flugverhalten nicht mit physikalischen Gesetzmäßigkeiten erklären kann. In vielen Fällen wird berichtet, dass die gefallenen Steine warm waren, in einigen Fällen regelrecht heiß. Weiterhin ist es der Wissenschaft nicht möglich zu erklären, wie diese Steine durch feste Materie dringen oder sich an bestimmten Orten materialisieren können. Solche Berichte werden seit Jahrhunderten erwähnt, doch bis heute ist keine umfassende Erklärung dieses Phänomens möglich. In der Regel werden solche Phänomene mit Spuk oder Poltergeistern in Verbindung gebracht und Steinregen ist in der Tat eines jener Phänomene, die sehr häufig mit Poltergeisterscheinungen in Zusammenhang zu stehen scheinen.
Im Gegensatz zu klassischen Geistern sind sogenannte Poltergeister eine besondere Klasse. Sind normale Geistererscheinungen auf Orte oder Ereignisse fixiert, wo diese immer wieder aktiv werden oder erscheinen, sind Poltergeister lediglich auf eine feste Person fixiert. Diese Person, auch Fokusperson genannt, steht aktiv im Zentrum aller Aktivitäten eines Poltergeists. Die gängigsten Theorien gehen daher davon aus, dass Poltergeister keine energetischen Erscheinungen von Verstorbenen oder nichtmenschlichen Geistern sind, sondern unkontrollierte Energiefreisetzungen der Fokusperson, die sich im direkten Umfeld der Person ereignen und die für diverse Phänomene verantwortlich sind, wie etwa Klopfgeräusche, wackelnde Gegenstände oder gar Telekinese, wobei sich Gegenstände wie von selbst zu bewegen scheinen. Nicht selten fügen diese Fokuspersonen sich selbst und Personen in deren Umfeld damit unbewusst Schaden zu.
Im Fall von W.G. Grottendieck scheinen diese Ereignisse im Zusammenhang mit seinem jugendlichen Diener zu stehen, der hier als Fokusperson und Katalysator dient. Als der Junge verschwunden war, endeten auch die Angriffe mit Steinen. Möglicherweise war hier eine Abneigung des jungen Bediensteten gegen W.G. Grottendieck selbst der Auslöser, die hier aus dessen Unterbewusstsein heraus zu diesem Ereignis eskalierten.
Verwendete Quellen
- Der Steinregen des W.G. Grottendieck, Michael Schneider, Der einsame Schütze, 1999
- Spukhäuser, Nadine Schneider, Twilight-Line, 2009, ISBN 978-3-941122-47-5
- Lo!, Charles Fort, 1931